Bang Your Head Festival in Balingen 26.06.03 – 28.06.03
Die mittlerweile mit zu den größten Festivals Deutschlands, bzw. Europas zählende Veranstaltung fand dieses Jahr unter dem Motto "Conquering Balingen" statt.
Geladen hatte Horst Odermatt und seine Crew ca. 25 Bands, die einem die Tage sowohl auf dem Gelände als auch im Club des WOM verschönern sollten.
Die Organisation und die Zeitplanung der Veranstaltung, als auch die Versorgung mit sanitären Anlagen, etc. war auch diesmal echt gut gelungen. Da kann sich manch andere Veranstaltung was abschauen.
Dieses Jahr war auch das Billing sehr stabil, im Gegensatz zum letzten Jahr, wo doch so einige Umbesetzungen stattfanden. Ich hatte auch den Eindruck, dass es dieses Jahr doch deutlich mehr Festivalbesucher waren wie im letzten Jahr.
Die folgenden Bands spielten um die Gunst der Zuschauer:
Donnerstag, 26.06.03 (Club Show):
Hirax
Destructor
Stormwitch
Freitag, 27.06.03 (Open Air):
Destructor, Bitch, Rob Rock
Amon Amarth, Axxis, TNT
Annihilator, Dokken, Sodom
Hammerfall, Dio
Freitag, 27.06.03 (Club Show):
Blaze
Rebellion
Samstag, 28.06.03 (Open Air):
Hirax, Angel Witch, Masterplan
Brainstorm, Pink Cream 69, Hypocrisy
Y & T, Overkill, U.D.O.
Thin Lizzy, Twisted Sister
So, nun geht’s zu meinen persönlichen Eindrücken der Bands, die ich mir auf dem Festival angesehen habe.
Nach dem erfolgreichen Einstand von Hirax und einer kurzen Umbaupause enterten Destructor die Bühne. Diese Jungs knüpften nahtlos da an wo Hirax aufgehört haben und brachten den Saal noch weiter zum kochen. Hier spielten die Amis einen sehr tighten Set mit den alten Klassikern und einigen neueren Stücken, die aber genauso altbacken und geil klingen, wie das übrige Material. Das obligatorische Nietenoutfit fehlte genauso wenig, wie die ein oder andere pro metallische Ansage, einzig die Haare waren weniger als früher. Auch Destructor stand der Spaß an diesem Abend deutlich ins Gesicht geschrieben und sie zeigten sich auch schwer beeindruckt von der guten Stimmung im Publikum, was die Jungs zu noch mehr Leistung veranlasste. Leider war nach ca. 45 Minuten Schluss und nach einer etwas längeren Umbaupause sollte die letzte Band des Abends kommen.
Stormwitch betraten die Bühne und legten los, konnten aber das Publikum nicht so stark in ihren Bann ziehen, wie das die US Kollegen vorher geschafft haben. Auch Stormwitch spielten so einige Songs ihrer sämtlichen Alben, aber irgendwie war die Stimmung nicht so ausgelassen wie bei den härteren Combos davor. Ich fand auch die Jungs wirkten nicht so enthusiastisch und so motiviert wie ihre amerikanischen Kollegen, was sich auch in der Stimmung des Publikums niederschlug. Den ganzen Set habe ich nicht mitverfolgt, sondern bin nach ca. 5 Songs gegangen, da ich zumindest meiner Meinung nach, die interessantesten Bands des Abends gesehen habe. Einzig der Sound war vor der Bühne etwas besser als bei Hirax und Destructor, aber trotzdem nicht wirklich gut.
Freitag:
Die erste Band de ich verstärkt mitbekam, waren Axxis. Diese boten einen ausgewogenen Set, brachten ihren hardrockigen Sound gut an den Mann und konnten auch die Leute vor der Bühne begeistern. Auch wenn ich jetzt nicht unbedingt ein großer Axxis Fan bin, gab es doch so einige gute Songs von den diversen Alben der Jungs zu hören. |
Nach einer kurzen Umbaupause ging’s mit TNT weiter, die ebenfalls wieder das hardrockende Publikum bediente. Aber irgendwie ging der Gig an mir recht eindruckslos vorbei und bot zumindest für mich keine richtigen Höhepunkte an.
Danach folgten Annihilator. Die Mannschaft um Jeff Waters hatte mal wieder einen neuen Sänger zu bieten, da man sich von Joe Comeau getrennt hatte. Dieser kann aber immerhin den Rekord verbuchen, zwei aufeinanderfolgende Alben bei Annihilator eingesungen zu haben, was sonst bisher niemand schaffte. Der neue Sänger, doch deutlich jünger wie der Rest, machte sich gut auf der Bühne und konnte auch die Songs gut singen, da er sowohl recht rau als auch klar und höher singen konnte. Irgendwie sah er ein wenig wie der kleine Bruder von Jeff aus. Ich denke, dass Mr. Waters hier eine ganz gute Wahl getroffen hat. Allerdings ließ die Songauswahl etwas zu wünschen übrig, da es nicht so viele ältere Songs zu hören gab, wie ich mir und sich auch wohl so einige andere das gewünscht hatten. Die Liveperformance an sich war wieder gut. Der gut gelaunte Waters sprang wieder wie immer eifrig über die Bühne und ließ auch die ein oder andere Grimasse nicht fehlen, aber wie gesagt, die Songauswahl hätte stärker sein können, wodurch der positive Gesamteindruck etwas geschmälert wurde. |
Von Dokken bekam ich nicht so sonderlich viel mit da ich zu der Zeit etwas essen gewesen bin.
Danach folgte mit Sodom eine weitere Thrashband. Die Jungs um Tom Angelripper boten eine gute Show und spielten auch so einige Klassiker ihrer diversen Alben. Auch auf eine Showeinlage mit auf der Bühne umherlaufenden Soldaten wurde nicht verzichtet, ebenso wie auf die Werbung für das kürzlich veröffentlichte Doppel-Livealbum. Zum Glück blieb die Onkel Tom Kiste zu und so wurde einem eine starke Stunde gute Thrashmusik um die Ohren gebollert, die auch von den zahlreichen Fans sehr gut aufgenommen wurde. |
Nun wurde die Bühne geräumt für Hammerfall, die auch hier einen professionellen Set boten und das Publikum zu so einigen begeisterten Jubelschreien anheizen konnte. Die Performance ist bei dieser Band durch die vielen Touren etc. sehr professionell, wirkt mir aber zum Teil etwas zu gekünstelt und auch die Songauswahl ließ zu wünschen übrig, das fast ausschließlich die langsameren Nummern der Alben ausgegraben wurden. Einzig bei den Zugaben wurde etwas mehr aufs Gaspedal gedrückt. Schade... da Hammerfall mal eine gute Power Metal Band waren, aber mit dieser soften Songauswahl eher zu einer belangloseren Hardrockcombo wurden, wobei sicherlich einige anderer Meinung sind, aber ich hatte nun mal diesen Eindruck.
Das eindeutige Highlight dieses Tages sollte von dem kleinen Mann mit der großen Stimme folgen. Dio betrat nach einer längeren Umbauphase die Bühne und legte auch gleich ordentlich los. Mit im Gepäck hatte er einen Haufen seiner Klassiker, die er mit einer beeindruckenden Stimme, einer tollen Lightshow einem frenetisch begeisterten Publikum um die Ohren klatschte. Da folgte ein Hit dem anderen und auch Songs von Black Sabbath und Rainbow fehlten nicht. Er spielte Songs wie Holy Diver, Mob Rules, Man On A Silver Mountain, The Last In Line, We Rock, etc. um nur einige wenige zu nennen. Mit Dio wurde ein sehr genialer Headliner gefunden, der diesen Tag würdig zum Abschluß brachte, so dass man eigentlich mit einem Dauergrinsen den Platz verließ. Der Mann ist einfach immer noch Spitzenklasse...
Samstag:
Über Udo Dirkschneider muß man eigentlich wohl keine großen Worte verlieren, da er doch eines der Urgesteine des deutschen Metals ist. U.D.O. betraten die Bühne und zockten eine starke Stunde diverse Songs der Soloscheiben von Udo, als auch eine ganze Latte von Acceptklassikern runter, an denen Udo auch nicht vorbekommen kann und wird, ebenso wenig wie Dio an Black Sabbath Songs vorbei kommt. Die Stimmung war gut und vor der Bühne waren doch sehr viele Leute zu sehen. Die Menge flippte natürlich bei Klassikern wie Princess Of The Dawn, etc. ziemlich aus und im allgemeinen kamen die Acceptstücke doch besser an als die Songs von Udo’s Soloscheiben. Auch Fast As A Shark durfte natürlich nicht fehlen und rundete eine unterhaltsame Show in die Vergangenheit von Mr. Dirkschneider ab.
Jetzt folgten Thin Lizzy, die ebenfalls recht motiviert die Bretter von Balingen betraten und so einige Klassiker ihrer langen Bandgeschichte präsentierten. Das Publikum nahm die Songs dankend an und beantwortete die Bemühungen der Band mit ausrechend Jubel. Nach etwas mehr wie einer Stunde war es dann aber auch schon wieder vorbei und Thin Lizzy konnten mit sich und die Fans mit ihren Idolen zufrieden sein. |
Jetzt folgte das wohl mit größter Spannung erwartete Comeback der Geschichte: Twisted Sister ! Vor zwei Jahren spielte Dee Snider noch als Solist beim Bang Your Head und versprach dort, dass er versuchen würde mit TS im Original Lineup und mit dem entsprechenden Outfit zurückzukommen. Heute war er wieder da um dieses Versprechen einzulösen... Man konnte es nicht glauben, das Licht ging aus und die Schwestern betraten die Bühne: Alle Originalmitglieder mitsamt nahezu dem alten Outfit inkl. Schminke, Dee Sniders Haaren, den Klamotten, usw. Ich hätte das nicht geglaubt, aber nach 17 Jahren standen die Jungs wieder hier im Original! Und es sollte eine sehr beeindruckende Festivalabschlußparty werden. Sämtliche Festivalbesucher waren auf den Beinen und gröhlten eifrig alle Klassiker mit, die TS dort oben in bester Stimmung und ordentlicher Spielweise zum Besten gab. Ich hatte ja so meine Befürchtungen, wenn das Original Lineup spielt, dass die Songs evtl. nicht so sauber rüberkommen, da ich etwas an den spielerischen Fähigkeiten der Herren zweifelte, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Die Jungs waren wirklich fit, spielten sich den Arsch ab, rannten auf der Bühne hin und her und man merkte ihnen deutlich die gute Laune an. Das ganze Festivalpublikum feierte zusammen mit TS eine riesige Party mit nicht enden wollenden "were not gonna take it" Chören, usw. Die gesamte Show wurde mit einer super Lightshow untermauert. Es wurde im Prinzip nahezu kein Klassiker ausgelassen, man spielte die Stay Hungry Scheibe nahezu komplett und auch die restlichen Platten kamen nicht zu kurz. Es ist echt beeindruckend gewesen, wieviel Leute die Stücke kannten und mitmachten. Auch die Band konnte das nicht glauben und rockte sich da oben den Wolf ab. Leider war nach zwei Stunden alles vorbei, aber auch den heutigen Abend kann man dank TS lange in sehr guter Erinnerung behalten. Twisted Sister waren ein Erlebnis, das man sicher nicht vergessen wird.
Zum Abschluß möchte ich noch sagen, dass es wieder ein gut gelungenes und gut durchorganisiertes Festival war, bei dem man dank Twisted Sister wieder für eine gewisse Einzigartigkeit gesorgt hat. Einzig etwas schade finde ich, dass das Festival ansonsten immer mehr zu einem normalen Standard-Mainstream-Festival wird, bei dem die Atmosphäre der alten Veranstaltungen so langsam aber sicher etwas auf der Strecke bleibt. Es waren dieses Jahr doch sehr viele Hard Rock Bands dabei, die auch ein gewisses anderes Publikum angezogen haben, als es noch vor einigen Jahren war. Dadurch wird das Festival zwar immer größer, aber diese leicht undergroundmäßige Atmosphäre eines reinen Metalfestivals, so wie es früher war, verblasst immer mehr. Gerade diese Atmosphäre, das etwas andere Publikum und die interessantere Bandauswahl haben früher die Einzigartigkeit dieser Veranstaltung ausgemacht. Das verschwindet mittlerweile immer mehr.
Bericht: Jens
Fotos: Jens